Über die ÜWG

50 Jahre ÜWG im Odenwaldkreis

Nach dem furchtbaren 2. Weltkrieg und der darauf folgenden Gründung der Bundesrepublik Deutschland im Jahr 1949 fanden im Lande Hessen und damit auch im damaligen Kreis Erbach die ersten Gemeindewahlen am 27. Januar 1946 und Kreistagswahlen am 27. Januar 1946 statt.

Am 1. Dezember 1946 fanden die Abstimmung zur hessischen Verfassung und die Wahlen zum ersten hessischen Landtag statt. Für die Kreistagswahlen im April 1948 traten SPD, CDU, LDP und KPD an. 1952 verzichteten CDU und LDP auf einen eigenen Wahlvorschlag. Sie bildeten den vereinigten Demokratischen Wahlblock. Bei der Kreistagswahl am 28. Oktober 1956 haben sich die Vertreter der überparteilichen Gemeindelisten in Beerfelden, Erbach, Michelstadt, Höchst, Neustadt, Hainstadt, Lützel-Wiebelsbach, Steinbach und Zell entschlossen einen eigenen Wahlvorschlag einzureichen.

Mit Schreiben vom 04. August 1956 hat der Initiator dieser Zusammenkunft, Bürgermeister Erwin Hasenzahl, für den 09. September 1956 zur Gründungsversammlung der Überparteilichen Wählergemeinschaft im Kreis Erbach eingeladen.

Dieser 09. September 1956 war damit der Geburtstag der heutigen ÜWG Odenwaldkreis.

Auf Anhieb erhielt die ÜWG bei der Kreistagswahl am 28. Oktober 1956 8 Sitze im Kreistag und war damit zweitstärkste Fraktion vor der CDU mit 5 Sitzen. Mit 18 Abgeordneten hatte die SPD die absolute Mehrheit.

Bei der Kreistagswahl im Jahre 1960 zog die ÜWG wieder mit 6 Abgeordneten in das Kreisparlament ein. Ebenso 1972. Bei allen übrigen Kreistagswahlen bis 1985 errang die ÜWG jeweils 5 Sitze. Die SPD hatte von 1956 bis 1977 immer die absolute Mehrheit. In der Zeit von 1977 bis 1985 fehlte der SPD 1 Sitz zur absoluten Mehrheit, die sie bei der Kommunalwahl 1985 wieder zurück gewann und bis zum Jahre 1993 halten konnte.

1985 errang die ÜWG bei der Kreistagswahl wieder 6 Sitze. 2006 hat sie einen Sitz eingebüßt und ist bis heute mit 5 Abgeordneten im Kreistag und mit einem Vertreter im Kreisausschuss des Odenwaldes vertreten.

Wenn wir heute auf das mehr als 50-jährige Bestehen der ÜWG Odenwaldkreis zurückblicken, können wir feststellen, dass sich unsere Gemeinschaft bewährt hat. Die Grundgedanken der Gründungsmitglieder sind anerkannt. Sie wurden in all den Jahren beachtet, ohne zu versäumen sie weiter zu entwickeln. Dass wir nicht gegen die politischen Parteien sind, deren Feld in erster Linie Bund und Länder ist, haben wir immer herausgestellt. Wir haben darauf hingewiesen, dass wir keine Politik gegen die Parteien machen, sondern dass wir gemeinsam mit ihnen uns um die Erfüllung der Aufgaben im Landkreis und in den Gemeinden bemühen.

Entschieden wehren wir uns allerdings nach wie vor gegen den Alleinvertretungsanspruch mancher politischer Parteien, deren Ansehen bei den Bürgerinnen und Bürgern immer mehr schwindet.

Das zeigt sich auch bei der Wahlbeteiligung von Bundestags- und Landtagswahlen, wo von allen immer wieder die Wahlmüdigkeit der Bürgerinnen und Bürger beklagt wird. Dass die Wahlmüdigkeit sich noch nicht bis zur Gemeinde- und Kreistagswahl ausgeweitet hat, ist sicherlich zum großen Teil auf die Kandidatur von parteiunabhängigen und überparteilichen Kandidaten zurückzuführen. Alle kommunalpolitisch Verantwortlichen haben gehofft, dass die Einführung der Direktwahl der Bürgermeister und Landräte sowie die Direktwahl der Mandatsträger mit kumulieren und panaschieren hier eine deutliche Wende bringt. Im Nachhinein betrachtet ist festzustellen, dass dies nicht der Fall ist. Die Wahlbeteiligung ist zwar besser wie bei Bundes- und Landtagswahlen aber noch lange nicht so, wie man sie sich eigentlich wünscht.

Bei Bürgermeister- und Landratswahlen hat es sich gezeigt, dass die Bürger oft anders entscheiden, als dies von den Parteien erwartet wird. So waren z.B. bei der Kommunalwahl 1985 als die Bürgermeister noch von der Gemeindevertretung gewählt wurden, 10 Bürgermeister in der SPD und 5 bei der ÜWG bzw. parteilos wie z.B. in Reichelsheim Helmut Born. Heute gehören der SPD noch 6 Bürgermeister, der CDU 1 Bürgermeister an. 8 Bürgermeister sind entweder parteilos oder bei der ÜWG.

Dass wir seit dem letzten Jahr auch den Landrat stellen, ist ausschließlich auf die Direktwahl zurückzuführen. Unser Kandidat Dietrich Kübler hat dabei durch seine offene und ehrliche Art große Zustimmung gefunden und hat dann die Wahl bzw. die Stichwahl gewonnen. Er ist seit dem 01. September 2009 Landrat des Odenwaldkreises. Dietrich Kübler ist zur Zeit der einzige parteilose Landrat im Hessenland. Wir sind den Odenwäldern dankbar, dass sie das langjährige Wirken unseres Landratskandidaten mit einem überwältigenden Vertrauen gewürdigt haben Bei seiner Arbeit kann sich Dietrich Kübler voll und ganz auf seine ÜWG Odenwaldkreis, der er als Vorsitzender vorsteht, verlassen.

Die ÜWG Odenwaldkreis leistet überparteiliche von parteipolitischen und weltanschaulichen Ideologien freie und sachbezogene Arbeit.

Sie fühlt sich den Bürgerinnen und Bürgern und dem Kreis mit seinen Städten und Gemeinden verpflichtet. Sie versteht sich als gesellschaftliche Gruppe von parteiungebundenen Bürgerinnen und Bürgern, die alleine auf der kommunalen Ebene an der politischen Willensbildung mitwirken. Oft sind unsere Mandatsträger aber auch Mittler zwischen den Parteien. Auch im Odenwaldkreis sind die Wählergemeinschaften in den Städten und Gemeinden und besonders im Kreis die dringend notwendige Ergänzung der Parteien. Die Mitglieder der ÜWG sind die bewährte Vertretung der Bürger, die keiner Partei angehören. Im Mittelpunkt der Kommunalpolitik der ÜWG Odenwaldkreis stehen die Menschen unseres Landkreises.

Mehr als 50 Jahre tragen die Mandatsträger der ÜWG im Odenwaldkreis Verantwortung. Die ÜWG Odenwaldkreis ist stolz auf das, was durch ihr kommunalpolitisches Wirken erreicht wurde. Wir haben stets das Gespräch mit den Bürgerinnen und Bürgern und allen relevanten Gruppen gesucht und sind zur Zusammenarbeit mit den Parteien bereit. Das Wohl der Gesamtbevölkerung stand und steht bei allen Entscheidungen oben an.

Wenn sich die ÜWG Odenwaldkreis mit ihrer sachbezogenen Arbeit einen festen Platz in der politischen Landschaft auf kommunaler Ebene geschaffen hat, so bedeutet dies jedoch nicht, dass ihre Rolle auf immer gesichert ist.

In der Politik gilt mehr als anderswo, dass das Mandat einen Vertrauensvorschuss auf Zeit darstellt, der immer wieder neu erworben und gerechtfertigt werden muss.

Kein Politiker, auch kein Kommunalpolitiker, darf hoffen, allein seiner Verdienste wegen einen Dauerplatz im Kommunalparlament einnehmen zu können. Er muss sich immer neu stellen, und es sind letztlich die Wählerinnen und Wähler, die in der Wahlkabine über die politische Existenz entscheiden.

Deshalb werden die Mandatsträger der ÜWG Odenwaldkreis auch in Zukunft für eine durchschaubare Kommunalpolitik eintreten, die den Bürger ständig mit vollziehen lässt, was im Kreis und in den Gemeinden an Machbarem zu verwirklichen ist.

Kommunale Maßnahmen und Einrichtungen dienen der Existenzsicherung im weitesten Sinne, aber auch der Schaffung einer menschenwürdigen Umwelt, in der die soziale Anerkennung und die persönliche Entfaltung der Bürgerinnen und Bürger ermöglicht und gefördert wird. Diese Grundlinien werden wir auch in den kommenden Jahren in den Mittelpunkt unserer kommunalpolitischen Arbeit stellen. Wir werden uns auch in Zukunft um das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger bemühen und unsere Arbeit am Wohle aller im Odenwaldkreis lebenden Menschen ausrichten.

Breuberg 2009