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Jubiläumsfeier 60 Jahre ÜWG

60 Jahre gibt es die Überparteiliche Wählergemeinschaft im Odenwaldkreis bereits, dies war nun Anlass zu einer Feierstunde. Versammelt in der Hüttenthaler Mossautalhalle hatten sich zahlreiche Mitglieder und Wegbegleiter der nicht parteigebundenen Gruppierung.

Kreisvorsitzender Gerhard Horlacher hob die ÜWG im Odenwaldkreis als eine Einheit hervor, die bereits im Gründungsjahr voll im Trend lag, denn auch der Verband der Freien Wähler in Hessen wurde 1956 ins Leben gerufen und hatte auf Anhieb mit 12 Prozent der Wählerstimmen großen Erfolg.

Genau aus diesem Landesverband hatten die Odenwälder den Ehrenvorsitzenden Wolfgang Hofmann (Solms) eingeladen, der in seiner Laudatio auf die Herausforderung der Freien Wähler im ländlichen Raum näher einging. Hofmann gab den Zuhörern an die Hand, dass es der Bewältigung vieler Probleme bedürfe um auf dem Land leben zu können, auch die Kommunen hätten es oft nicht leicht mit vielen von oben vorgegebenen Pflichtaufgaben bei meist knapper Finanzlage. Die Sicherstellung von Kindergarten- und Schulplätzen oder der medizinischen Versorgung auf dem Land, müssten Schwerpunkte der politischen Arbeit sein, so Hofmann weiter. Aber auch der demographische Wandel, Landflucht durch bessere Berufsmöglichkeiten in den Städten oder der Umgang mit den erneuerbaren Energien nach dem Atomausstieg seien Themen, denen sich der ländliche Raum stellen müsse. Deshalb sei gerade hier die kommunalpolitische Arbeit besonders wichtig, genauso wie die Förderung der ehrenamtlichen Arbeit, da das Engagement in diesen Bereichen dazu beitrage, die ländlichen Strukturen weiter zu erhalten, so Hofmann abschließend.

In den Grußworten kam die gute Zusammenarbeit der ÜWG mit den weiteren Odenwälder Parteien zum Ausdruck, unter anderem lobte Landrat Frank Matiaske das sachliche und faire Miteinander. Außerdem mahnte er, nie das Interesse an der lokalen Demokratie zu verlieren, da dann auch das Interesse an der gesamten Demokratie schwinde.

Der Ehrenvorsitzende Werner Old zog in einem Rückblick Bilanz. So gab es bereits in einzelnen Gemeinden des damaligen Landkreises Erbach seit 1952 Überparteiliche Wählergemeinschaften. Weil dies auch auf Kreisebene so sein sollte, gab es schließlich am 4. August 1956 auch dort einen Wahlvorschlag für die Kreistagswahl. Die Gründungsversammlung – Michelstadts Bürgermeister Erwin Hasenzahl hatte dazu eingeladen – fand am 9. September statt. Auf Anhieb erhielt die ÜWG acht der 32 Sitze im Kreistag, Fritz Walter aus Lützel-Wiebelsbach wurde in den Kreisausschuss berufen. Nachdem 1973 der seitherige Kreisvorsitzend Ludwig Neff aus Altersgründen sein Amt zur Verfügung stellte, übernahm Werner Old die Führung, 2007 bis 2015 wirkte Dietrich Kübler an der Spitze, seitdem begleitet Gerhard Horlacher den Vorsitz.

1979 trugen die ÜWG-Abgeordneten mit ihren Stimmen maßgeblich zur Wahl von Landrat Baldur Nothardt bei, der seinerzeit von SPD und ÜWG gewählt wurde und gegen den CDU-Kandidaten Wilhelm Wallmann gewann. 2009 wurde mit Dietrich Kübler sogar erstmals nach rund 60 Jahren ein ÜWG-Mitglied Landrat.

Old stellte fest, dass sich die unabhängige Gemeinschaft bewährt habe und die Grundgedanken der Gründer dabei immer wieder weiterentwickelt wurden. Stets sei die Arbeit zusammen mit den politischen Parteien zum Wohle von Kreis und Gemeinden gemacht worden. Heute gehörten immerhin acht von 15 Odenwälder Bürgermeistern der ÜWG oder gar keiner politischen Partei an. Sieben Abgeordnete vertreten zurzeit die ÜWG im Kreistag. Im Mittelpunkt der Kommunalpolitik stünden die Menschen des Landkreises, so Old. Am Ende mahnte der ehemalige Bürgermeister von Lützelbach seine Mitstreiter an, dass ein Mandat stets nur ein Vertrauensvorschuss darstelle und immer wieder neu erworben und gerechtfertigt werden müsse.

Eröffnet hatten den Vormittag die Jagdhornbläser des Reit- und Jagdvereins Marbachtal, nach dem offiziellen Teil der Veranstaltung sorgte Peter Dotterweich mit Texten und Liedern auf Odenwälderisch noch für Kurzweil. Wer wollte, konnte sich auch zahlreiche Plakate und Broschüren ansehen, die die Geschichte aus sechs Jahrzehnten wiederspiegelten.

 

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